Bayern: Funklöcher mit Müllautos und Wanderrucksäcken finden

Gerade in ländlichen Regionen streikt das Handy oft: kein Empfang, um zu telefonieren oder im Internet zu surfen. Verantwortliche im Landkreis Lichtenfels suchen nun nach Funklöchern – mit ungewöhnlichen Mitteln.

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Mobilfunkmasten

(Bild: dpa, Uwe Anspach)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • dpa
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Mit Müllautos und Wanderrucksäcken spürt der Landkreis Lichtenfels Funklöcher auf. In Zusammenarbeit mit einer schwedischen Firma wurden in Fahrzeugen der Müllabfuhr Handys deponiert, die Daten liefern, in welchen Bereichen die Mobilfunkanbieter keine Netzabdeckung haben. "Die Müllautos fahren Touren im gesamten oberfränkischen Landkreis. Dazu ist auch ein Fahrzeug unseres Bauhofs entsprechend ausgestattet worden", sagte Wirtschaftsförderer Helmut Kurz der Deutschen Presse-Agentur.

Auch für die Wanderwarte gibt es einen speziell präparierten Handy-Rucksack, um zu überprüfen, ob es auf Wanderwegen größere Funklöcher gibt. Es komme schließlich immer wieder vor, dass dort Notrufe abgesetzt werden müssen.

Die Netzabdeckung im Landkreis sei von Ort zu Ort unterschiedlich. In einigen Bereichen funktioniere der Mobilfunk gut, anderswo käme es zu Problemen, skizzierte Kurz die Ausgangslage. Auch Firmen würden sich hin und wieder beschweren, dass es Probleme mit dem Handy-Empfang gibt. Durch die Messungen bekäme man nun verlässliche Daten.

Mitte Mai rechnet Kurz mit ersten Ergebnissen der Messungen. Die Daten wolle man dann sowohl den örtlichen Bürgermeistern als auch den Mobilfunkanbietern vorlegen. "Wir wollen niemanden an den Pranger stellen, wir sammeln lediglich die Daten", betonte Kurz. Die Kommunen müssten dann entscheiden, wie sie weiter vorgehen – ob sie beispielsweise mit den Mobilfunk-Unternehmen neue Sendemasten planen oder ob eine Förderung im Zuge des geplanten Mobilfunkpakts infrage komme.

Die Staatsregierung will noch vor den Sommerferien einen neuen Mobilfunkpakt mit Kommunen und Wirtschaft schließen. Wirtschaftsminister Franz Pschierer (CSU) plant die Unterzeichnung für den Juni, wie er Ende April gesagt hatte. Der Pakt soll konkrete Ziele für den Ausbau der mobilen Netze festlegen und eine enge Zusammenarbeit von staatlichen Behörden, Gemeinden und Netzbetreibern sicherstellen.

Ebenfalls für den Sommer erwartet Pschierer die Brüsseler Genehmigung eines neuen Mobilfunk-Förderprogramms für ländliche Regionen. Die Staatsregierung will den Bau neuer Sendemasten fördern, an denen dann wiederum die Netzbetreiber gegen Miete ihre Sendeantennen montieren können. Für dünn besiedelte Gebiete, enge Täler oder sonst schwierig zu versorgende Regionen werde das Förderprogramm deutliche Fortschritte bringen, hatte Pschierer gesagt.

Ein funktionierendes Mobilfunknetz sei gerade in ländlichen Regionen sehr wichtig, sagte Wirtschaftsförderer Kurz. Angebote wie Rufbusse im öffentlichen Nahverkehr könne man dann leicht via Smartphone-App organisieren. Die Zusammenarbeit des Landkreises Lichtenfels mit der schwedischen Firma hat Gründe: In Skandinavien würden derlei Messungen schon lange mit großem Erfolg durchgeführt. In Niedersachen können Bürger dem Wirtschaftsministerium per Internet-Portal Hinweise auf Funklöcher geben. (bme)