Funkamateur findet aufgegebenen NASA-Satelliten

Der 2005 plötzlich verstummte NASA-Satellit Image "lebt": Ein kanadischer Funkamateur hat entsprechende Funksignale empfangen. Dabei hatte er eigentlich nach dem geheimen Zuma-Sat gesucht.

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Satellit

Der NASA-Satellit Image vor dem Start

(Bild: NASA)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Der NASA-Satellit Image ist aufgewacht, und mehr als ein Jahr lang hat es niemand bemerkt. Doch vor kurzem hat der kanadische Funkamateur Scott Tilley das Funksignal des 2005 unerwartet stumm gewordenen Satelliten registriert und die NASA informiert. Die US-Raumfahrtbehörde versucht nun, wieder Kontakt zu Image (Imager for Magnetopause to Aurora Global Exploration) aufzunehmen.

Schematische Zeichnung des Image-Satelliten

(Bild: NASA)

Image wurde im März 2000 gestartet und sollte zunächst zwei Jahre lang beobachten, wie der Sonnenwind das Plasma in der Magnetosphäre der Erde beeinflusst. Die Mission war ein großer Erfolg und wurde verlängert, bis der Satellit Ende 2005 plötzlich verstummte. Bis dahin hatte er knapp 40 wissenschaftliche Entdeckungen ermöglicht.

Ein NASA-Bericht kam 2006 zu dem Schluss, dass wahrscheinlich irgendein singuläres Ereignis das Schutzschaltrelais der Stromversorgung des Senders ausgelöst hat. Damals hofften die Wissenschaftler, dem Satelliten werde während einer Sonnenfinsternis im Jahr 2007 der Strom ausgehen. Beim späteren Reboot sollte sich das Relais automatisch zurücksetzen. Allein, die Kontaktaufnahme gelang nicht, so dass der Satellit aufgegeben wurde.

Doch jetzt ist Image wieder "on air". Tilley ist Funkamateur und lebt an der Pazifikküste Kanadas. Er kartographiert die Umlaufbahnen von Satelliten anhand deren Funksignale. Zwar sollten alle künstlichen Himmelskörper bei der UNO registriert werden, doch dürften manche Staaten bisweilen darauf vergessen, ihre geheimen Satelliten zu melden.

Am 20. Jänner suchte Tilley mit seiner S-Band-Antenne nach Signalen Zumas. SpaceX hatte diesen Geheimsatelliten am 7. Jänner gestartet, doch erreichte Zuma den vorgesehenen erdnahen Orbit (LEO) nicht. In seinen Daten fand Tilley zwar kein Lebenszeichen Zumas, wohl aber die Kennung eines entfernteren Satelliten: Image.

Tilley durchsuchte in der Folge ältere Daten und fand ein Lebenszeichen Images vom 4. Mai 2017. Sein niederländischer Kollege Cees Bassa fand in seinen Aufzeichnungen sogar ein Signal vom Oktober 2016; in Daten von Anfang 2014 soll es aber keinen Treffer geben. Das legt nahe, dass Image irgendwann in der Zwischenzeit wieder zu senden begonnen hat. Bassa ist Hauptautor des Open-Source-Programms strf (sat tools rf), das Tilley zur Analyse der Funksignale nutzt.

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Inzwischen wurde die Entdeckung von weiteren Funkamateuren und auch der NASA bestätigt. Offen ist, ob Image wieder in Betrieb genommen werden kann. Seine Eigenrotation ist nicht mehr wie damals und der Zustand seiner technischen Geräte ist unbekannt. Von Tilley ebenfalls empfangene Seitenbandsignale sind ein aufmunterndes Zeichen. Zunächst muss die NASA versuchen, ihrerseits Kommandos zu dem Satelliten zu senden, und auf eine Reaktion hoffen.

"Die versuchen gerade, die alte Software und die Handbücher aus den 1990er-Jahren zu finden, die wahrscheinlich auf dem Grund der Schreibtischlade von irgendwem irgendwo liegen, um […] herauszufinden, wie sie mit [Image] reden können", feixte Tilley in einem Interview mit Kanadas öffentlichem englischsprachigen Rundfunk CBC.

Selbst wenn die Kontaktaufnahme gelingt, werden wir wohl nie erfahren, wann genau Image wieder erwacht ist. Denn ohne Befehle von außen rebootet das System alle 72 Stunden.

Image hat einen Durchmesser von zweieinhalb Metern und eine Höhe von eineinhalb Metern. Der Satellit verfügt über eine zehn Meter lange Antenne in Drehrichtung und vier Riesenantennen, die 250 Meter lang sind und in einem rechten Winkel dazu stehen.

An Bord sind drei sogenannte "Neutral Atom Imaging"-Instrumente, die durch das magnetische Feld der Erde stoßende Atome aufzeichnen können. Damit ist es möglich, Größe und Bewegung der Plasmawolken, die einen magnetischen Sturm ausmachen, abzuleiten. Dazu kommen UV-Sensoren: Das "Far Ultraviolet Imaging"-Instrument kann die Protonaurora der Erde abbilden, der "Extreme Ultraviolet Imager" die Plasmasphäre. Und der "Radio Plasma Imager" errechnet aus reflektierten Funkimpulsen eine dreidimensionale Darstellung der Plasmasphäre. (ds)