Statt Auto!?

Fahrbericht Riese & Müller Packster 40

Das Lastenrad zieht erstaunlich viel positive Aufmerksamkeit auf sich. Nicht selbstverständlich in Hamburg, wo die Sonderkommission #Autoposer Fahrzeuge aus dem Verkehr zieht, deren Halter meinen, sich mit Lärm von der Masse abheben zu können. Das Packster 40 ist leise und fällt trotzdem auf

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Riese & Müller Packster 40 13 Bilder
Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Christoph M. Schwarzer
Inhaltsverzeichnis

Ein Pedelec fährt nicht, es zoomt: Vier oder fünf kräftige Tritte in die Pedale, und das Riese & Müller Packster 40 ist bei 25 km/h angekommen. Jetzt stellt der Elektromotor seine bis zu 250 Watt starke Unterstützung ein, weil es das Gesetz so vorschreibt. Im Packster 40 vereinen sich der Trend zum Lastenrad und der zum Pedelec – 2017 wurden in Deutschland 720.000 elektrifizierte Fahrräder verkauft. Das entspricht 19 Prozent des Gesamtabsatzes. Innerhalb dieser Gruppe kommen die Lastenräder auf drei Prozent. Unterschiedliche Aufbaukonzepte konkurrieren um die häufig urbane und mutmaßlich kaufkräftige Zielgruppe; der Grundpreis des Packsters von 3999 Euro liegt im üblichen Rahmen.

Das Riese & Müller Packster 40 zieht erstaunlich viel positive Aufmerksamkeit auf sich. In einer Stadt wie Hamburg finden wir das nicht selbstverständlich. Schließlich gibt es hier die Sonderkommission Autoposer. Die Polizei zieht reihenweise Fahrzeuge aus dem Verkehr, weil deren Halter davon überzeugt sind, sich nur durch besonders viel illegalen Auspufflärm von der Masse abheben zu können. Das Packster 40 dagegen ist leise und fällt trotzdem auf. Die Leute gucken. Daumen hoch. Ein Lächeln. Manche lesen den groß gedruckten Schriftzug der hessischen Firma vor. Andere fragen direkt: Wie fährt sich das Teil?

Gerne in Schräglage

Es fährt sich gut. Alle Lastenräder von Riese & Müller sind als Einspurfahrzeuge ausgelegt. Ein Rad vorne, ein Rad hinten. Das ist erwähnenswert, weil die Wettbewerber mit manchmal aufwendigen und teilweise originellen Konstruktionen am Markt sind. Beim Riese & Müller sorgt der scheinbar simple Aufbau mit 26 Zoll-Felge hinten und einer 20er vorne für einen weitgehend problemlosen Alltag. Das Packster 40 ist wegen des relativ kurzen Radstands sehr wendig. Einfach in die Kurve reinfallen lassen, Schräglage ausdrücklich erwünscht.

Ein kleiner Abstrich und ein Tribut an die Agilität ist das nervöse Vorderrad. Bei sehr niedrigen Geschwindigkeiten oder losem Untergrund ist eine feste Hand gefragt, und auch sonst wünscht sich der Autor dieses Beitrags einen Lenkungsdämpfer. Den hat nach Auskunft der Pressestelle das 200 Euro teurere Packster 80 serienmäßig.

Dieses Modell könnte auch deswegen interessant sein, weil – daher die Nomenklatur – die Länge der Ladefläche von 40 auf 80 Zentimeter anwächst. Zwischen dem 40er und dem 80er gibt es noch das Packster 60 und natürlich das Spitzenmodell Load. Das Load ist in der vergleichbaren Touringversion 1000 Euro teurer als das Packster 40, hat eine gefederte Schwinge hinten und wie das 80er Platz für zwei Kinder, die in statt gegen die Fahrtrichtung blicken.

Exakte Bedarfsanalyse

Für alle Ausführungen gibt es Argumente. Angesichts der Produktpalette allein bei Riese & Müller sowie der vielfältigen Konkurrenz von Babboe bis Urban Arrow sollten alle Interessenten überprüfen: Was ist eigentlich der Transportbedarf, den ich erfüllen will? Ist das Packster 40 als Kindergartenshuttle am besten geeignet, weil das ältere Kind schon auf dem eigenen Rad unterwegs ist? Will ich ein Lastenrad dafür verwenden, Werkzeuge zu transportieren, Post oder Einkäufe?