Android 9 Pie: Was Googles neues Smartphone-Betriebssystem mitbringt

Besitzer von Pixel-Handys können neue Funktionen wie die Gestensteuerung und die App-Aktionen schon jetzt nutzen. Was alles in Android 9 steckt.

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Android 9 Pie: Das kann Googles neues Mobil-Betriebssystem
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Inhaltsverzeichnis

Nach einer dreimonatigen Beta-Phase hat Google am Montag die fertige Version von Android 9 freigegeben. Android P ("Pie") können vorerst nur Besitzer eines Pixel-Handys nutzen, im Herbst wird die neue Version dann auch auf den Handys anderer Hersteller ankommen. Sie können sich auf Gestensteuerung, App-Aktionen und verschiedene Nutzungsprofile freuen.

Was den meisten Nutzern sofort auffallen dürfte, ist die neue Navigationsleiste. In Android P ändert sich die Art, wie man das Android-Handy bedient. In der Mitte der Leiste befindet sich nun nur noch ein Strich, der die Funktion des klassischen Home-Buttons übernimmt und außerdem der Anlaufpunkt für die neue Gestensteuerung ist.

Zieht man von diesem Strich nach oben, erscheint ein Menü mit häufig genutzten Apps und Diensten. Ein weiterer Wisch nach oben zeigt dann auch die anderen Anwendungen an. Per Wisch nach links oder rechts kann man in der Task-Ansicht durch die laufenden Apps blättern. Bestehen bleibt der Zurück-Knopf, der sich an gewohnter Stelle links unten befindet.

Die Gestensteuerung von Android P in Aktion.

(Bild: Google)

Das Praktische an den Gesten ist, dass sie nicht nur vom Startbildschrim des Android-P-Handys funktionieren. Auch aus Apps heraus kann man nach oben wischen, um die beliebten Anwendungen anzeigen zu lassen. In der Praxis könnte die Navigation so zügiger und angenehmer werden. Gesten funktionieren außerdem auf großen Displays besser als fest platzierte Buttons, da sie dem User mehr Spielraum lassen. Die Gestensteuerung ist aber erst einmal optional. Wer sie aktivieren will, muss unter "System" auf "Bewegungen" drücken und dort "Auf Startbildschirmtaste nach oben wischen" auswählen.

Daneben gibt es ein paar kleine Änderungen, die zu einem angenehmeren Umgang mit dem Smartphone für die User sorgen sollen. Apps drehen sich nun nicht mehr direkt mit, wenn man das Handy versehentlich zur Seite kippt. Stattdessen fragen sie um Erlaubnis, bevor sie in den Landscape-Modus wechseln.

Um noch schneller navigieren zu können, kann man Features in Apps nun nutzen, ohne sie überhaupt starten zu müssen. Die Funktion nennt Google „App-Aktionen“. In einem Blog-Eintrag gibt das Unternehmen zwei Beispiele. Maps soll zum Beispiel wissen, wann ich auf die Arbeit muss – und mir dann direkt im Betriebssystem vorschlagen, den entsprechenden Arbeitsweg anzuzeigen. Stecke ich meinen Kopfhörer ein, soll sich Google Play zu Wort melden und mir vorschlagen, mein zuletzt gehörtes Audiobuch fortzusetzen. Das ist Teil von Googles Vorhaben, maschinelles Lernen zum Wohl der Smartphone-Nutzer einzusetzen.

Die Google-KI soll in Android P das Nutzerverhalten genauer untersuchen und entsprechende Optimierungen und Vorschläge einblenden. Markierte Texte sollen künftig zum Beispiel mit passenderen Kontextoptionen versehen werden. Markiere ich mit dem Finger eine Adresse, erkennt Googles KI diese als solche und bietet mir an, sie direkt in Google Maps aufzurufen. Bei einer markierten Nummer kann der Nutzer direkt das Telefon starten. Und auf eingehende Nachrichten kann man direkt im Notifikationsmenü nun auch mit Smart Reply antworten, das vorgefertigte Antworten vorschlägt.

Mit vorgefertigten Antworten kann man in Android P direkt aus der Notifikationsleiste auf Nachrichten reagieren.

Eine weitere solche Komfortfunktion nennt sich “Slices“. Android P zeigt in der Google-Suche auch Ergebnisse von Apps an: Suche ich zum Beispiel ein Restaurant, kann direkt in den Suchergebnissen ein Kärtchen mit der Wegbeschreibung von Google Maps eingeblendet werden. Auch Apps von Drittherstellern können relevante Ergebnisse und Funktonen so direkt in den Suchergebnissen anzeigen. Slices wird allerdings erst im Herbst freigeschaltet, wenn Android Pie auch auf die Geräte unabhängiger Hersteller kommt.

Die Google-KI soll künftig auch für eine bessere Akkulaufzeit sorgen – ein Versprechen, das man immer wieder von verschiedenen Herstellern zu hören bekommt. Android P soll genauer analysieren, welche Dienste und Apps für den Nutzer wann wie wichtig sind und die Systemleistung darauf anpassen. Ob das merkbare Auswirkungen hat, muss sich zeigen.

Außerdem merkt sich das System, wie hell der Nutzer den Bildschirm unter bestimmten Umständen haben möchte. Bislang bezog die “empfohlene Display-Helligkeit“ nur die externen Lichtverhältnisse und nicht die Präferenzen des Users mit ein.

Viele der Android-P-Features sollen es leichter machen, ein Smartphone zu benutzen – andere machen es einfacher, das Handy auch mal aus der Hand zu legen. Unter “Digital Wellbeing“ fasst Google eine Suite von Optionen zusammen, mit denen ein User seinen eigenen Handy-Gebrauch nachvollziehen und regeln kann. In einem neuen App-Dashboard sieht man nun, wie viel Zeit man mit den einzelnen Anwendungen verbringt.

Auf Wunsch kann man sich selbst ein Zeit-Limit für bestimmte Apps setzen. Bei Ablauf des Timers wird das App-Symbol dann ausgegraut um zu signalisieren, dass man sich nun besser anderen Dingen zuwenden sollte. Wer will, kann noch einen Schritt weiter gehen und den kompletten Bildschirm ab einer festgelegten Uhrzeit in einen Schwarzweiß-Modus schalten. Digital Wellbeing wird erst im Herbst eingeführt, kann aber mit einem Pixel schon jetzt als Beta ausprobiert werden.

Digital Wellbeing zielt darauf ab, die Zeit zu reduzieren, die ein Nutzer mit dem Handy verbringt.

(Bild: Google)

Wer dasselbe Handy beruflich und privat nutzt, freut sich außerdem über die Profile. Apps, die vom Berufs-Profil genutzt werden, schicken dann zum Beispiel keine Notifikationen mehr, wenn man im Privat-Profil unterwegs ist. So soll man den beruflichen Stress einfacher abschalten und das Handy auf dem Privat-Profil ungestört weiternutzen können. Zudem kommt ein überarbeiteter Nicht-Stören-Modus: Ist der aktiviert, wird das Handy stummgeschaltet. Vorher festgelegte Kontakte kommen aber trotzdem noch mit ihren Antworten durch. Er kann aktiviert werden, indem man das Handy mit Bildschirm nach unten auf den Tisch legt.

In Android P gibt es erstmals APIs für den Einsatz der Display-Einkerbungen ("Notch"), die auf aktuellen Geräten vieler Hersteller zum Einsatz kommen. Apps sind damit in der Lage, den gewonnenen Raum neben der Einkerbung besser auszunutzen – wenn das Sinn macht. Bei Video-Wiedergabe sollte der Notch etwa immer in einem schwarzen Balken verschwinden, schreibt Google vor. Gerüchten zufolge soll auch das kommende Pixel 3 einen Notch bekommen.

Android P ist im Moment zumindest offiziell nur auf Pixel-Handys verfügbar. Wer ein Pixel-Handy besitzt, sollte das OTA-Update bereits bekommen haben. Alternativ kann man sich die Images direkt herunterladen und installieren. Es gibt Berichte, laut denen Nutzer eines Essential Phones die neue Version ebenfalls schon benutzen können. Spätestens "Ende Herbst" sind dann auch die Smartphones der anderen großen Hersteller an der Reihe – bis dahin sollten dann auch Funktionen wie die "Slices" und das "Digital Wellbeing" fertig sein.

Welche Handys das Update bekommen, liegt im Ermessen der jeweiligen Hersteller. Smartphones, die am Beta-Programm teilgenommen haben, gelten als gesichert. Dazu gehören unter anderem das Sony Xperia XZ2, das Nokia 7 Plus und das OnePlus 6. Es ist wahrscheinlich, dass auch andere Hersteller zumindest ihre Flaggschiffe früher oder später auf die neue Version umrüsten.

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(dahe)