30 Prozent an Apple: Netflix stinkt die Abo-Abgabe offenbar

Der Video-Streaming-Dienst testet, ob sich Apples Bezahlschnittstelle umgehen lässt – um so die Provision zu sparen.

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Onlinebezahldienst

Reisende im EU-Ausland sollen künftig auf Online-Bezahldienste wie beispielsweise Netflix zugreifen können.

(Bild: dpa, Rolf Vennenbernd)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Leo Becker

Netflix hat in Testläufen die prominente Option gestrichen, ein Abonnement per Apple-Account abzuschließen. Nutzer können dadurch unter Umständen in der iPhone- und iPad-App kein neues Benutzerkonto mehr anlegen, sondern müssen die Anmeldung erst direkt auf Netflix' Webseite vornehmen. Wurde das Abo gekündigt, leitet die Netflix-App zur Buchung eines neuen Abonnements auf die Netflix-Seite im Browser weiter. Wird das Abonnement direkt bei Netflix abgeschlossen, muss keine Provision an Apple gezahlt werden.

Netflix ist bislang der wohl größte Streaming-Dienst, der Kunden erlaubt, das Abonnement einfach mit der Apple-ID abzuschließen. Das ist bequem für den Nutzer, aber kostspielig für Entwickler oder Diensteanbieter: Bei Verwendung von Apples Bezahlschnittstelle müssen Apps nämlich 30 Prozent des Umsatzes an Apple abtreten. Bei Abo-Angeboten senkt Apple die Provision auf 15 Prozent, allerdings erst ab dem zweiten Abojahr. Netflix gehört zu den umsatzstärksten Apps im App Store, der Apple einen Multi-Milliardenumsatz beschert.

Zum erneuten Abschluss eines Netflix-Abonnements leitete die iPhone-App uns auch auf die Webseite weiter – eine Zahlung per Apple-Account war nicht mehr möglich.

Die schon seit Juni von Netflix durchgeführten Tests sollen noch bis Ende des Monats in 33 Ländern laufen, darunter auch Deutschland und Österreich.

Man teste die Anmeldeoptionen auf verschiedenen Plattformen regelmäßig, um zu prüfen, was die Kunden mögen, erklärte Netflix gegenüber Techcrunch. Manche Nutzer in den Testmärkten erhalten angeblich weiterhin die Option, mit ihrer Apple-ID beziehungsweise dem iTunes- respektive App-Store-Account zu bezahlen. Netflix dürfte mit den Testläufen prüfen, wie sehr potenzielle Kunden von dem umständlicheren Anmeldeprozedere abgeschreckt werden.

Andere Anbieter machen es sich einfacher: Google reicht für YouTube Premium die Provision einfach an die Kunden durch.

Apple schreibt vor, dass der Verkauf digitaler Dienstleistungen in Apps ausschließlich über die Bezahlschnittstelle des Konzerns erfolgen darf, andere Zahlungsdienste sind nicht erlaubt. Anbietern ist zudem untersagt, zur Anmeldung in der App per Link auf ihre Webseite verweisen.

Mit dem Musik-Streaming-Dienst Spotify ist Apple deshalb schon mehrfach aneinandergeraten, Spotify sieht sich durch die Provision benachteiligt, zumal Apple inzwischen einen eigenen Musik-Streaming-Dienst anbietet. Berichten zufolge plant der Apple, im kommenden Jahr einen eigenen Video-Streaming-Dienst auf den Markt zu bringen, dieser könnte auch mit Netflix konkurrieren.

Aus der Abrechnung per Google Play hat sich Netflix bereits im Mai zurückgezogen, neue oder wiederkehrende Netflix-Kunden können das Abonnement nicht mehr über ihren Google-Account buchen – entsprechend muss Netflix für diese Kunden auch keinen Umsatzanteil mehr an Google abtreten.

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(lbe)