Tachyum Prodigy soll Intel Xeon und Nvidia Tesla hinwegfegen

Die Startup-Firma Tachyum demonstriert großes Selbstbewusstsein: Ihre Prodigy-Prozessoren sollen in zwei Jahren das menschliche Gehirn simulieren können.

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Prozessor Tachyum Prodigy T864-32A

Prozessor Tachyum Prodigy T864-32A

(Bild: Tachyum)

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Schneller als jeder Intel Xeon, bei KI-Algorithmen sogar schneller als Nvidia Volta und 2020 auf dem Markt: Das versprechen die Tachyum-Experten Radoslav Danilak, Rodney Mullendore, Igor Shevlyakov und Kenneth Wagner auf der Hot Chips 2018. Für 2019 ist das sogenannte Tape-Out des 7-Nanometer-Prozessors geplant, der bei 4 GHz Taktfrequenz mit 180 Watt Leistung auskommen soll.

Prodigy soll der erste Universalprozessor sein, der sich sowohl für Server als auch für KI-Berechnungen und allgemeines High-Performance Computing (HPC) in Supercomputern eignet. Ein einzelner Prodigy-Kern sei schneller als einer eines Intel Xeon, die Leistung ist also auch bei Single-Threading hoch. Der stärkste Prodigy soll 64 Kerne enthalten sowie acht Speicherkanäle für DDR4- oder DDR5-SDRAM und 72 PCI-Express-5.0-Lanes.

Tachyum hat eine eigene Prodigy Instruction Set Architecture (ISA) entwickelt. Software für x86- oder ARM-Prozessoren läuft darauf nur emuliert, etwa per QEMU, aber selbst dann angeblich noch schneller als auf einem Xeon.

Hot Chips 2018: Tachyum Prodigy (7 Bilder)

Tachyum Prodigy soll das menschliche Gehirn simulieren
(Bild: Tachyum)

Die volle Performance des Prodigy können nur dafür geschriebene oder wenigstens compilierte Programme nutzen. Dafür arbeitet Tachyum nach eigenen Angaben bereits mit Open-Source-Entwicklern zusammen. 2019 sollen Portierungen von Linux und FreeBSD erscheinen sowie GCC- und LLVM-Backends für Tachyum. Viele neu compilierte Anwendungen sollen schneller laufen als auf Xeons, Tachyum nannte Apache, MySQL, Hadoop, Spark und TensorFlow.

Die Prodigy-Kerne arbeiten In-Order, was Siliziumfläche und Leistungsaufnahme minimiert. Out-of-Order-Execution (OoOE) realisiert die Software, wohl der Compiler.

Prozessoren mit komplett neuen Mikroarchitekturen, die auf spezielle Compiler angewiesen sind, wurden in den vergangenen Jahren immer wieder angekündigt. Sie haben sich aber nur selten etabliert; ein bekanntes Beispiel ist Intels Itanium. Fragen dazu kamen auf der Hot Chips aus dem Publikum. Die Tachyum-Leute waren darauf vorbereitet, doch letztlich kann nur die Praxis zeigen, ob die Idee zündet.

Dr. Radoslav Danilak kann schon einige Erfolge vorweisen, vor allem bei Storage-Systemen: Er gründete den SSD-Controller-Entwickler SandForce (2012 von LSI übernommen und heute bei Seagate) und die Flash-Storage-Firma Skyera, welche die WD-Sparte HGST 2014 übernahm. Rodney Mullendore war auch schon bei SandForce und Skyera mit an Bord, der Compiler-Experte Igor Shevlyakov bei Skyera. (ciw)