Forscherin: Energieverbrauch des Bitcoin ist kein Grund zur Sorge

Die Diskussion über den Stromverbrauch der Miner führe in die falsche Richtung: Nicht die Energiemenge sei entscheidend, sondern, wie der Strom gewonnen werde.

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Verfehlte Diskussion um Bitcoin und Umweltschutz
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Man brauche sich nicht um den Energieverbrauch für Bitcoin-Miner zu sorgen, viel wichtiger sei, wie der Strom produziert wird. Die Diskussion über Bitcoin und Umweltschutz sei zu stark vereinfacht. Zu diesem Ergebnis kommt Katrina Kelly, die an der Universität Nottingham Technik für saubere Energiegewinnung erforscht, in ihrem auf The Conversation veröffentlichten Artikel.

Das Bitcoin-Mining sei in Relation zu anderer neuer Technik zu sehen. Außerdem verbrauchten die Rechenzentren traditioneller Banken über 100 TWh pro Jahr, während Bitcoin nach Kellys Berechnungen auf 30 TWh Energiebedarf pro Jahr komme. Es gibt aber auch andere Schätzungen, so geht der Digiconomist von aktuell 73 TWh Stromverbrauch für 2018 aus.

Der extreme Stromverbrauch durch Bitcoin-Miner in aller Welt wird nicht einmal von Befürwortern der Kryptowährung bestritten. Besonders problematisch für die Umwelt ist, dass über die Hälfte der Bitcoin-Miner in China stehen, wo 75 Prozent des Stroms aus Kohle, Öl und Gas gewonnen werden. Doch die chinesischen Mining-Farmen müssen sich in absehbarer Zeit neue Standorte suchen, China will unter anderem wegen des hohen Energieverbrauchs aus dem Bitcoin-Mining aussteigen.

Anstatt über den absoluten Energieverbrauch der Miner weltweit müsste man über den CO2-Fußabdruck diskutieren, schreibt Kelly. Deshalb sei eine mit Wasserkraft betriebene Mining-Farm beispielsweise in Oregon in den USA eine ganz andere Sache als Bitcoin-Miner in China, die Kohlestrom veredeln.

Den gleichen Ansatz, die Miner nur mit regenerativer Energie zu betreiben, verfolgt der deutsche Miningpool-Betreiber Northern Bitcoin: Das Frankfurter Unternehmen baut jeweils 210 Miner vom Typ Antminer S9 in einen Seecontainer, lässt ihn nach Norwegen transportieren und dort an der Westküste in einem ehemaligen Bergwerk aufstellen, das wir auf Einladung besucht haben. Der Strom stammt aus lokal erzeugter Wasserkraft, die in Norwegen 95 Prozent des Energie-Mixes ausmacht. Weitere 4 Prozent steuern Windkraftanlagen bei.

Die Mining-Container von Northern Bitcoin.

Außerdem nutzen die Mining-Container von Northern Bitcoin nur den überschüssigen Strom der Wasserkraftwerke, der aufgrund der begrenzten Kapazität der lokalen Stromnetze nicht ins Ausland durchgeleitet werden könnte. Durch die Nähe zu den Kraftwerken vermeidet das Konzept zusätzlich größere Leitungsverluste.

Die Kühlung wird durch Wasser aus dem am Bergwerk vorbeifließenden Fjord gewährleistet, der von mehreren Gletschern gespeist wird. Statt starker Pumpen nutzt Minenbetreiber Lefdal Mine Datacenter überwiegend den hydrostatischen Druck zwischen Fjord und dem tiefergelegenen Wärmetauscher im Bergwerk aus. So reduziert sich der sonst in Serverfarmen erheblichen Energieaufwand für die Kühlung, letztlich müssen die Pumpen nur noch den Reibungswiderstand in den Kühlleitungen ausgleichen.

Zu einem Mehreintrag von Wärme in die Umwelt, wie er von manchen Kritikern behauptet wird, kommt es indes nicht: Ohne Mining-Farmen würde die potentielle Energie des Wasser der norwegischen Bergseen durch Reibung beim Abfließen über Bäche und Flüsse in Wärme umgewandelt, anstatt die Energie in den Turbinen der Wasserkraftwerke abzugeben, wo sie (zum Teil) in Elektrizität umgewandelt und anschließend von den Minern verheizt wird. Der Energieerhaltungssatz gilt auch in diesem Fall.

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(mid)