Britische Regierung will Satellitensystem Galileo klonen

Die britische Premierministerin Theresa May hat laut einem Bericht grünes Licht gegeben, nach dem Brexit ein eigenes Satellitennavigationssystem zu entwickeln.

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Britische Regierung will Satellitensystem Galileo klonen

(Bild: ESA)

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Der Streit zwischen der EU und Großbritannien über den uneingeschränkten Zugang zum Satellitennavigationssystem Galileo nach dem geplanten Brexit verschärft sich. Die britische Premierministerin Theresa May habe ein "Wettrennen im All" mit dem Kontinent angeordnet, falls das Vereinigte Königreich von der GPS-Alternative weitgehend ausgesperrt werde, berichtete der Telegraph am Sonntag. Die Regierungschefin soll demnach den Aufbau eines alternativen eigenen Satellitenprogramms bereits prinzipiell befürwortet haben.

Um ein solches milliardenschweres Großprojekt zum Laufen zu bringen, hat der britische Schatzkanzler der Zeitung zufolge bereits 100 Millionen Pfund zugesichert, um einen ersten Plan für das ambitionierte Projekt zu umreißen. Offiziell solle dieses Vorhaben im Lauf der Woche angekündigt werden. Laut einer Quelle aus der Londoner Regierung ist die Initiative wohl vor allem darauf ausgelegt, den Druck auf Brüssel in den Verhandlungen über einen Austritt Großbritanniens aus der EU zu erhöhen. Eigentlich wolle man Teil von Galileo bleiben, müsse sich aber "für alle Eventualitäten wappnen".

In der Auseinandersetzung geht es vor allem um den sogenannten Public Regulated Service (PRS) von Galileo, über den speziell geschützte, verschlüsselte Navigationsdienste etwa für militärische Zwecke laufen und unter anderem Raketen an ihr Ziel führen sollen. Die EU will Großbritannien nach einem Brexit wie anderen Drittstaaten nur noch erlauben, das Satellitensystem für zivile Anwendungen zu nutzen. Der Chef der britischen Weltraumbehörde, Graham Turnock, beklagte nun, dass Brüssel in dieser Frage wohl kaum mehr eine andere Haltung einnehmen werde und zeigte sich darüber enttäuscht. Er wünsche sich nach wie vor ein "gutes Ergebnis" mit Galileo, aber die Signale dafür ständen nicht gut.

Das Budget der EU für das Satellitenprogramm beträgt allein für die Jahre 2014 bis 2020 rund sieben Milliarden Euro. Großbritannien hat bisher rund 1,4 Milliarden Euro beigesteuert und überlegt, ob das Geld im Falle eines Falles zurückgeholt werden kann. Die britische Regierung rechnet damit, dass sie für einen "Nachbau" von Galileo zwischen drei und fünf Milliarden Pfund ausgeben müsse. Die Einsparungen gegenüber dem Original erklärt sie damit, dass wichtige Teile der verwendeten Technologie von britischen Firmen stammten.

Vorigen Monat präsentierte der britische Wirtschaftsminister Greg Glark eine Skizze für den ersten Raketenstartpunkt des Königreichs in Sutherland in den abgeschiedenen schottischen Highlands. Der Konservative sah damit ein neues goldenes britisches Weltraumzeitalter anbrechen, das über die nächsten zehn Jahre hinweg bis zu vier Milliarden Pfund in die Volkswirtschaft spülen könne. (axk)