Mit Campingstecker

E-Mobilität auf dem Caravan Salon 2018

Dethleffs zeigt auf dem Caravan Salon einen Wohnwagen mit elektrischer angetriebener Achse und 80 kWh Batteriekapazität als Studie. Eine Technik, die fürs Fahren, fürs Campen und zu Hause auf dem Stellplatz Sinn ergibt.

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Dethleffs e.home coco 10 Bilder

(Bild: Dethleffs)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Christoph M. Schwarzer
Inhaltsverzeichnis

80 kWh Batteriekapazität, zwei Elektromotoren mit je 40 kW Leistung und je 470 Nm Drehmoment. Was sich anhört wie das Datenblatt eines respektablen Elektroautos ist das eines Wohnwagens: Dethleffs hat auf dem Caravan Salon in Düsseldorf den e.home coco vorgestellt. Eine Studie, die bei näherer Betrachtung wirklich Sinn ergibt. Fürs Fahren, fürs Campen und sogar zu Hause.

Eigentlich ist die Welt der Wohnwagen konservativ. Einige etablierte Hersteller bestimmen den Markt, dessen Neuerungen sich auf wechselnde Materialien im Innenraum und immer mehr Komfortfeatures reduzieren. Die Energie für Heizung und Kochfeld kommt aus Gasflaschen. Mit Strom wird lediglich der Kühlschrank versorgt und, falls vorhanden, die Klimaanlage. Und das, obwohl fast jeder europäische Campingplatz über die bekannten 16-Ampere-Anschlüsse verfügt. Für Reisemobile, die jeden Tag woanders stehen, können netzunabhängige Off-Grid-Lösungen interessant sein – in Wohnwagen, die eine Woche oder eine ganze Saison am gleichen Platz sind, ist das nicht notwendig.

Reduktion der Anhängelast

Von diesem Grundgedanken geht das Konzept des Dethleffs e.home coco aus. Der Nutzen des elektrischen Antriebs und des Speichers ist vielfältig und beginnt bei der Abfahrt: Autos mit geringer Anhängelast können mit dieser Unterstützung einen schweren Wohnwagen ziehen. Die angetriebene Achse des e.home coco kann die notwendige Anhängelast definiert minimieren. Zum Beispiel auf nur 100 Kilogramm, sagt Dethleffs. Eine derart starke Reduktion muss es wahrscheinlich in der Realität nicht sein. Aber vielleicht lassen sich mit einem simplen Volkswagen Golf Variant Wohnwagen sicher ziehen, die zwei Tonnen wiegen. Außerdem erhöht sich bei einem denkbaren batterieelektrischen Zugfahrzeug die Reichweite.

Dass der Wohnwagen nie ins Schlingern kommt, ist ein weiteres Entwicklungsziel der von ZF gelieferten Antriebsachse mit zwei radnahen Elektromotoren. Wie bei einem ESP können die Räder einzeln gebremst oder stärker angetrieben werden. Und quasi als Abfallprodukt ermöglicht die Aufteilung zwischen links und rechts ein perfektes Torque Vectoring, also die Leistungsverteilung in Kurven. Darüber hinaus rekuperieren die E-Motoren, laden also beim Bremsen die Batterien ein Stück weit wieder auf.

Puffer

Auf dem Campingplatz angekommen hat der Nutzer automatisch eine Rangierhilfe, auch Mover genannt. Ist der Stellplatz erreicht und der e.home coco ans Netz angeschlossen, erfolgt die Energieversorgung komplett über Strom. Zumindest im Sonnenhalbjahr dürfte das selbst bei der Heizung okay sein, und auf den Feuchtigkeitseintrag durch das Kochen mit Gas kann wohl jeder gut verzichten. Auf der Hand liegt zudem, dass die Batterie einen großzügigen Puffer bildet, um Leistungsspitzen darzustellen, bei denen der normale Einphasenanschluss überfordert wäre.

Nach der Reise, also etwa auf dem Carport neben dem Einfamilienhaus, kann die Batterie vom Zulieferer Akasol ebenfalls als Pufferspeicher genutzt werden. Zum Beispiel für den Strom aus der eigenen Photovoltaikanlage – hierüber könnten die hohen Systemkosten gesenkt werden.