Gentechnik: Forscher-Kollegen kritisieren Embryo-Versuche mit CRISPR

US-Wissenschaftler haben im vergangenen Jahr erfolgreiche Gen-Reparaturen an menschlichen Embryos vermeldet. Andere halten das für unglaubwürdig und gefährlich.

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Forscher-Kollegen kritisieren Embryo-Versuche mit CRISPR von US-Wissenschaftlern

(Bild: OHSU)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Sascha Mattke

Eine Gruppe um Shoukhrat Mitalipov von der Oregon Health Sciences University hat im vergangenen Jahr für Aufsehen gesorgt, als sie berichtete, mit Erfolg eine krankheitsverursachende Mutation in Dutzenden menschlicher Embryos repariert zu haben. Das Experiment mit Embryos im frühen Stadium habe die Geburt der ersten genetisch veränderten Menschen „deutlich näher“ gebracht, sagte der Forscher damals. Jetzt hat die Fachzeitschrift Nature zwei kritische Kommentare von anderen Wissenschaftlern zu diesen Versuchen sowie eine Antwort Mitalipovs veröffentlicht, wie Technology Review online in „Streit unter Forschern“ berichtet.

Den Kern der wissenschaftlichen Auseinandersetzung bildet die bekannte Tendenz des Geneditier-Verfahrens CRISPR, unerkannt Schäden in der DNA von Zellen zu verursachen. Diese Schäden sind stets schwer zu entdecken. Das gilt erst recht bei nur wenige Tage alten menschlichen Embryos, die nur aus einem Dutzend Zellen bestehen. Paul Thomas, Maus-Genetiker an der University of Adelaide und Autor eines der Kommentare zu den Ergebnissen von Mitalipov, warnt deshalb, Kinder könnten mit schrecklichen Geburtsfehlern auf die Welt kommen, falls CRISPR-Fehler wie gelöschte Gene unentdeckt bleiben.

Ein überraschender Befund von Mitalipov war, dass nach seinem CRISPR-Eingriff offenbar die mutierte DNA von Spermien des Vaters mit der gesunden Version desselben Gens bei der Mutter repariert wurde. Skeptiker wie Maria Jasin vom Memorial Sloan Kettering Cancer Center, Autorin des zweiten Kommentars in Nature, halten das für biologisch fast unmöglich. Der Grund: Unmittelbar nach der Befruchtung befinden sich die DNA von Vater und Mutter vorübergehend in getrennten Kernen – wie soll eine Reparatur erfolgen, wenn kein physischer Kontakt möglich ist? Andererseits bestätigen Versuche anderer Forscher an Mäusen, dass dieser Mechanismus zu funktionieren scheint.

Mehr dazu bei Technology Review online:

(sma)