Intervallfasten – könnte das eine Alternative sein?

Zeitlich begrenztes Essen mit größeren periodischen Essenspausen ist bei der Adipositas-Behandlung wahrscheinlich nicht weniger effektiv als eine herkömmliche Reduktionskost mit Kalorienbeschränkung, aber möglicherweise für manche Menschen leichter umsetzbar.

Übergewicht und Adipositas betreffen Zweidrittel der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland und ein Viertel ist adipös, d. h. fettleibig. Die Adipositas fördert Folgeerkrankungen, insbesondere den Diabetes mellitus Typ 2, den sogenannten Altersdiabetes. Dieser gilt als einer der wichtigsten Risikofaktoren für kardiovaskuläre Krankheiten wie Herzinfarkt und Schlaganfall, die die häufigsten Todesursachen bei uns darstellen. Aber Adipositas ist auch eine bedeutsame Ursache für Krebserkrankungen. Eine erfolgreiche Behandlung der Adipositas ist komplex und häufig frustran.

Im ersten Teil dieser Abhandlung habe ich mich mit dem wissenschaftlich-fundierten Münchner Erfolgskonzept der Adipositas-Behandlung beschäftigt, das um die Jahrtausendwende von dem leider viel zu früh verstorbenen Ernährungsmediziner Volker Schusdziarra begründet wurde.1 2020 haben ehemalige Mitarbeiter von ihm dieses herausragende Konzept in aktualisierter Form in einem neu gestalteten, sehr empfehlenswerten Sachbuch mit dem programmatischen Titel "Satt essen und abnehmen" veröffentlicht.2

Der folgende zweite Teil dieser Abhandlung behandelt das Intervallfasten und beruht auf einem Vortrag, den ich im Rahmen der Ringvorlesung "Alter, Gesundheit und Lebensstil" des Instituts für Sportwissenschaften im Dezember 2022 an der Universität Kiel gehalten habe.

Dabei geht es um die Frage, ob das Intervallfasten eine Alternative bei der Adipositas-Behandlung sein und einen Beitrag zu einer nachhaltigen Gewichtsreduktion bei Übergewicht und Adipositas leisten kann. Darüber hinaus beschäftigt sich dieser Artikel damit, ob mit dem Intervallfasten beim Diabetes Typ 2, der wichtigsten Folgeerkrankung von Übergewicht und Adipositas, zusätzliche günstige metabolische Effekte verbunden sind.

Was bedeutet Intervallfasten?

In einer 2019 erschienenen Übersichtsarbeit im Deutschen Ärzteblatt schreibt die Autorin, dass das Intervallfasten in den letzten Jahren in Mode gekommen sei und es mittlerweile kaum einen Kiosk gebe, an dem es nicht angepriesen werde.3

Bekanntlich erfordert eine erfolgreiche Therapie von Übergewicht und Adipositas eine Negativierung der Energiebilanz durch Reduzierung der Energiezufuhr und/oder Vermehrung des Energieverbrauchs.4 Deshalb besteht diese aus den beiden Säulen:

  • Ernährungsumstellung auf eine sättigende, energiearme und kalorienreduzierte Mischkost mit viel Gemüse und Obst und
  • eine regelmäßige körperliche Aktivität.

Während es also bei der üblichen Ernährungsbehandlung der Adipositas im Prinzip um eine Verminderung der Kalorienaufnahme geht, ist beim Intervallfasten nicht eine Kalorienbegrenzung der Nahrungsaufnahme das primäre Ziel, sondern ein zeitlich begrenztes Essen.

Synonyme sind Intermittierendes Fasten, Teilfasten, Time-Restricted-Eating (TRE) bzw. Time-Restricted-Feeding (TRF), soweit es sich um Tierversuche handelt.

Im Unterschied zum kontinuierlichen Fasten, etwa im Rahmen einer Kur über zwei bis vier Wochen Dauer, umfasst das Intervallfasten eine Reihe von Ernährungsweisen, die durch längere periodische Pausen der Nahrungsaufnahme, z. B. über 16 bis 48 Stunden, gekennzeichnet sind und für längere Zeit durchgeführt werden können. Dazu gehören die in Abbildung 1 aufgeführten Methoden.

Abb. 1: Methoden des Intervallfastens

Zurzeit am weitesten verbreitet dürfte die 16/8-Methode sein, bei der täglich ca. 16 Stunden gefastet und ca.acht Stunden gegessen wird, z. B. dadurch, dass entweder das Frühstück oder das Abendbrot weggelassen wird. Andere Methoden sind die 5:2- oder die 10 in 2-Methode (siehe Abbildung 1).

In den letzten Jahren ist Intervallfasten in Mode gekommen. In vielen Ratgebern und Medienberichten finden sich vielversprechende Botschaften: für Übergewichtige und Adipöse eine leichtere Gewichtsabnahme ohne Jo-Jo-Effekt, aber auch ein Schutz vor Diabetes, Krebs, Alzheimer und ein längeres Leben werden versprochen.

Für viele dieser günstigen Effekte gibt es überraschende wissenschaftliche Evidenz aus tierexperimentellen Befunden, vor allem an Mäusen, während Studien an Menschen leider klein und rar und bisher nicht überzeugend sind.