Militärisch-Industrieller Exzess: Was Kriege wie in der Ukraine wirklich kosten

Ukrainische Einheit bedient eine 122-mm-Haubitze. Bild: armyinform.ua

Der Stellvertreterkrieg vernichtet Menschen und Geld. Er stellt Geopolitik über Leben. Über die wahre Dimension der Kosten und ihre Profiteure.

Kriege sind ein Krebsgeschwür. Sie sind eine einzige Belastung für die Weltgemeinschaft und das friedliche Zusammenleben.

Das gilt natürlich auch für den Überfall Russlands auf die Ukraine, der sich längst zu einem Stellvertreterkrieg ausgewachsen hat. Denn ohne die Unterstützung vom Westen, insbesondere aus den USA, würde die Ukraine militärisch und gesellschaftlich kollabieren.

Es ist ein Rezept für einen fatalen Zermürbungskrieg mit nuklearen Risiken, Diplomatie weiter unter Tabu zu stellen und sogar zu blockieren, während von den USA mithilfe anderer Nato-Staaten die Integration der Ukraine in das transatlantische Militärbündnis unmittelbar an der russischen Grenze vorangetrieben wird – gegen die energische Zurückweisung Moskaus seit vielen Jahren.

Die Kosten für den Ukraine-Krieg sind unabsehbar. Allein humanitär ist es ein Desaster. 17,6 Millionen Menschen – das sind fast 40 Prozent der ukrainischen Bevölkerung – sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Mehr als 7.000 Zivilisten wurden getötet.

Das sind nur die von der Uno bestätigten Zahlen. Die tatsächliche Zahl der zivilen Opfer ist sicherlich höher. Schätzungen gehen zudem davon aus, dass auf beiden Seiten mehr als 100.000 Soldaten getötet oder verwundet wurden.

Fast acht Millionen Menschen sind in die Nachbarländer geflohen. Der Ukraine-Krieg löste damit die größte Flüchtlingskrise in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg aus.

Die ukrainische Wirtschaft ist während der Kriegshandlungen um mindestens 35 Prozent geschrumpft, und das trotz 46 Milliarden Dollar Wirtschaftshilfe, die allein von den US-Steuerzahlern aufgebracht wurden, zusätzlich zu 67 Milliarden Dollar Militärhilfe.

Das Militär wird angesichts der Konflikte und Kriege zunehmend zu einer Geldvernichtungsmaschine. Vor 70 Jahren warnte US-Präsident Dwight D. Eisenhower in seiner "Cross of Iron"-Rede vor den Kosten der exzessiven Rüstungsausgaben für das US-amerikanische Volk. Am 19. April 1953 sagte er:

Jede Waffe, die hergestellt wird, jede Rakete, die abgefeuert wird, bedeutet letztlich einen Diebstahl von jenen, die hungern und nicht ernährt werden können, die frieren und keine Kleidung besitzen.

Der US-Kongress winkte vor Kurzem ein fast 900 Milliarden Dollar schweres Pentagon-Jahresbudget durch. Der Diebstahl wird immer obszöner, wie das Quincy Institute in einer Grafik aufzeigt. Allein die Ausgaben für einen einzigen B2-Bomber entsprechen heute denen von 80 High Schools bzw. knapp 23.000 Gehältern von Grundschullehrer:innen.

Grafik vom Quincy Institute for Responsible Statecraft.

In Russland stiegen die Militärausgaben im Jahr 2022 stark um schätzungsweise 9,2 Prozent auf rund 86,4 Milliarden Dollar an. Das entspricht 4,1 Prozent des russischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) für 2022, gegenüber 3,7 Prozent des BIP 2021.

Die Militärausgaben der Ukraine erreichten 2022 44 Milliarden Dollar. Mit 640 Prozent war es der größte Anstieg der Militärausgaben eines Landes in einem einzelnen Jahr, der jemals in den Daten des Stockholmer Friedensforschungsinstitutes (Sipri) verzeichnet wurde.

Infolge des Anstiegs und der kriegsbedingten Schäden an der ukrainischen Wirtschaft stieg die militärische Belastung (Militärausgaben im Verhältnis zum BIP) von 3,2 Prozent im Jahr 2021 auf 34 Prozent des BIP im Jahr 2022.

Weltweit nahmen die Militärausgaben 2022 real um 3,7 Prozent zu und erreichten damit einen neuen Höchststand von 2.240 Milliarden Dollar, also 2,2 Billionen Dollar. Die Militärausgaben in Europa verzeichneten im Jahresvergleich den stärksten Anstieg seit mindestens 30 Jahren.

Sipri schätzt, dass sechs Länder – die USA, Russland, Frankreich, China, Deutschland und Italien – für 80 Prozent der weltweiten Waffenexporte zwischen 2018 und 2022 verantwortlich gewesen sind. Auf die USA allein entfallen 40 Prozent, während Russland mit 16 Prozent weit abgeschlagen an zweiter Stelle liegt.

Die staatlichen Aufrüstungs- und Militarisierungspläne auf allen Seiten im Zuge des Ukraine-Kriegs erfreuen die Rüstungsindustrien weltweit. Ihre Aktienkurse gingen in die Höhe: Lockheed Martin, plus 37 Prozent; Northrop Grumman, plus 41 Prozent; Raytheon, plus 17 Prozent; und General Dynamics, plus 19 Prozent. Der deutsche Waffenhersteller Rheinmetall konnte schon kurz nach Kriegsbeginn einen Sprung von 93 Prozent hinlegen.