Können Chinesen bald Elon Musks Satelliten ausschalten?

Archivbild (Juli 2020): Raumsonde der Tianwen-1-Mission, gestartet von Trägerrakete Long March 5 Y4. Bild: China News Service / CC BY 3.0

Die Volksrepublik bereitet sich auf ein massives Satellitenprogramm vor.

China baut seine Raketenindustrie massiv aus, wie die in Hongkong erscheinende South China Morning Post berichtet. Demnach entstehen auf Hainan gerade Fertigungsanlagen für 50 Raketen vom "Langer Marsch 8" pro Jahr, womit sich die chinesischen Kapazitäten in etwa verdoppeln würden.

Die Insel liegt im äußersten Süden des Landes, wo sich auch ein chinesischer Raumhafen befindet. Etwas unterhalb von 20 Grad Nord gelegen, befindet sich dieser deutlich näher am Äquator als der US-Raumhafen im Süden Floridas. Damit ist besonders geeignet für den Start von Satelliten, die die Erde in der Äquatorebene umkreisen sollen oder auch für Flüge zum Mond oder zu den anderen Planeten.

Die mittelgroßen Raketen sollen schon bald 1.000 Satelliten pro Jahr auf eine Umlaufbahn in etwa 700 Kilometer Höhe bringen. Geplant ist dort knapp 13.000 Satelliten die Erde umkreisen zu lassen, die der (Internet-)Kommunikation, aber auch der Erdbeobachtung dienen sollen.

Das chinesische Programm ist im Umfang vergleichbar mit den Satelliten von Elon Musks SpaceX, die sowohl der Internet-Kommunikation als mit Starshield auch militärischen Aufgaben dienen. Bisher umkreisen zwischen 3.000 und 4.000 dieser Starlink-Satelliten die Erde, doch das Unternehmen will ihre Zahl bis auf 42.000 anwachsen lassen, schrieb Ende letzten Jahres die Plattform Space.com.

Musks Satelliten umkreisen die Erde in 550 Kilometer Höhe, also unterhalb des für das chinesische Netzwerk vorgesehen Orbits. Im oben zitierten Artikel der Hongkonger Zeitung wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass eine Funktion der chinesischen Satelliten auch sein soll, im Kriegsfall das Starlink-Netzwerk ausschalten zu können.

Unterdessen gab SpaceX bereits Anfang Mai Pläne bekannt, 2025 eine kommerzielle Raumstation in einen niedrigen Erdorbit schicken zu wollen. Später solle sie mit weiteren Modulen ausgebaut und schließlich einmal 100 Meter lang sein. Geplant sei außerdem, sie um die eigene Achse drehen zu lassen, sodass die Fliehkräfte in ihr die Schwerkraft ersetzen.

Telepolis hat bereits mehrfach über Chinas ehrgeiziges Raumfahrtprogramm berichtet, zudem bereits eine eigene Raumstation im Erdorbit sowie konkrete Pläne für die Errichtung einer Forschungsstation auf der Rückseite des Mondes gehören. Siehe zum Beispiel "Auf dem Weg zum Mond", "Gutes Jahr für die chinesische Raumfahrt", "Kalter Krieg im Weltraum" und "Chinas 'Langer Marsch' ins All".