Gesundheitswesen überlastet, Microsoft will mit Cloud und KI helfen

Microsoft wirbt stark für den Einsatz seiner Dienste im Gesundheitswesen. Die Cloud-Infrastruktur Azure sei dabei sehr sicher, verspricht das Unternehmen.

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Markus Vogel, Chief Medical Information Officer von "Nuance", demonstriert dem Gesundheitsminister Karl Lauterbach Spracherkennungssoftware.​

Markus Vogel, Chief Medical Information Officer von "Nuance", demonstriert dem Gesundheitsminister Karl Lauterbach Spracherkennungssoftware.

(Bild: DMEA)

Lesezeit: 3 Min.

"80 Prozent der Ärzte in Deutschland sind von Burnout gefährdet", mit diesen Worten leitete Microsoft seine Veranstaltung "AI – the big relief?" im Rahmen der Digital Medical Expertise & Applications (DMEA) ein. Mit KI-basierten Sprachassistenten will Microsoft bei der Dokumentation aushelfen, so wie einige andere aufs Gesundheitswesen spezialisierte Softwareunternehmen. Um die Entwicklung Chat-basierter Assistenten im Gesundheitswesen zu unterstützen, stellt Microsoft Entwicklern den Azure AI Health Bot zur Verfügung, inklusive Triage-Protokolle.

Dragon Ambient Experience (DAX) soll Ärzten unter anderem Dokumentationsaufgaben abnehmen – für mehr Zeit mit den Patienten. DAX Copilot ist dabei eine "Kombination aus Konversations-, Umgebungs- und Generativer KI" und kommt bereits in den USA zum Einsatz. Für Deutschland gibt es das Tool noch nicht.

Ein Drittel der Patienten seien laut einer Umfrage des Tech-Riesens nicht abgeneigt davon, dass KI mithört, um Informationen herauszusuchen, etwa aus der Patientenakte oder Leitlinien, und automatisch das Arzt-Patientengespräch dokumentiert. Auf die Frage, wie das System bei besonders heiklen Themen wie Abtreibungen oder ähnlichem stoppt, antwortete Hadas Bitran, Leiterin der "Microsoft-Health AI Research and Development"-Abteilung, dass dann Safeguards einschreiten würden.

Bitran zufolge seien Sicherheitsmaßnahmen sehr wichtig, dazu wurden speziell welche für den Einsatz im Gesundheitswesen entwickelt: So sollen klinische Sicherheitsmaßnahmen (Clinical safeguards) darauf abzielen, beispielsweise Halluzinationen zu erkennen, aber auch, wenn Informationen fehlen.

"Compliance safeguards" sollen Gespräche im Gesundheitswesen ermöglichen und auch helfen, Betroffenenrechte zu wahren (Data Subject Rights), auch mithilfe von Audit-Trails und einem vorgefertigten Einwilligungsmanagement. Weitere Sicherheitsvorkehrungen (Chat safeguards) sollen beispielsweise gewährleisten, dass die Antworten Evidenz-basiert sind, so Bitran.

Bitran gibt an, dass ihre Plattform weltweit über 52 regionale Zertifizierungen besitzt, um die Konformität mit internationalen Standards und Vorschriften zu unterstreichen. Doch trotz all dieser Maßnahmen warnt das Unternehmen, dass diese nicht menschliches Urteilsvermögen, Fachwissen und Verantwortung ersetzen können.

In Deutschland nutzen unter anderem die Charité und die DRK-Kliniken in Berlin, aber auch das Klinikum Region Hannover bereits verschiedene Dienste von Microsoft wie Azure und Dragon. Besonders dabei seien laut Markus Vogel, Chief Medical Information Officer der Spracherkennungsfirma "Nuance", die Microsoft 2022 gekauft hatte, Microsofts Cloud-Dienst Azure samt Confidential Computing. Mit Azure stelle Microsoft "eine wirklich sehr redundante, sichere, transparente und nachvollziehbare Infrastruktur in ganz Deutschland innerhalb der EU-Datengrenze", erklärt Vogel.

Mit der Analyseplattform Microsoft Fabric sollen sich Unmengen an Daten im Gesundheitswesen untersuchen lassen. Ein Patient produziere im Jahr rund 80 Megabyte Daten, so Bitran. Zudem habe eine Untersuchung gezeigt, dass während der drei Jahre andauernden Coronakrise mehr Gesundheitsdaten gesammelt wurden als in der gesamten Zeit davor. Darüber hinaus identifiziert Microsoft in seinem auf der Veranstaltung vorgestellten Whitepaper acht medizinische Themengebiete, in denen KI helfen kann:

  1. Frühzeitige Erkennung von Krankheiten
  2. Unterstützung in der Diagnostik
  3. Klinische Entscheidungshilfe
  4. Patientenbeteiligung
  5. Medizinische Dokumentation
  6. Forschung
  7. Logistik und Ressourcenplanung
  8. Identifizierung sozialer Gesundheitsfaktoren

(mack)