Trotz US-Exportverbot: Chinesische Institutionen beziehen weiterhin fortschrittliche Halbleiter

Flagge der Republik China und der Vereinigten Staaten auf Mikrochip eines gedruckten elektronischen Kartons.

(Bild: Mau47 / Shutterstock.com)

China bezieht immer noch fortschrittliche Halbleiter von US-Herstellern. Das ergaben neue Recherchen. Warum die US-Konzerne das gelassen sehen.

Im November hatte die US-Regierung strenge Exportbeschränkungen etwa für fortschrittliche Halbleiter von Nvidia nach China verhängt. Damit wollte sie die Fortschritte der Chinesen bei der Chipherstellung und der künstlichen Intelligenz einschränken.

Umgehung der Exportrestriktionen

Doch schon im Januar wurde bekannt, dass die verbotenen Chips immer noch ihren Weg nach China fanden. Universitäten und Forschungseinrichtungen konnten weiterhin Computer mit diesen Technologien kaufen.

Daran hat sich offenbar bis heute nicht viel geändert, wie ein aktueller Bericht von Reuters nahelegt. Die Journalisten haben nach eigenen Angaben die Unterlagen hunderter Ausschreibungen ausgewertet. Die betroffenen Halbleiter waren demnach in Serverprodukten von Firmen wie Super Micro Computer, Dell Technologies und Gigabyte Technology verbaut.

Die Rolle der Zwischenhändler

Bereits im Januar war vermutet worden, dass das US-Exportverbot einen Schwarzmarkt geschaffen hatte, auf dem weiterhin mit hochmodernen Chips gehandelt wurde.

Es wurde vermutet, dass chinesische Anbieter überschüssige Lagerbestände aufkauften, die auf den Markt kamen, nachdem Nvidia große Mengen an US-Unternehmen geliefert hatte. Eine andere Theorie ging davon aus, dass die Chips über Firmen aus Ländern wie Indien, Taiwan und Singapur importiert wurden.

Was bisher bekannt ist

Welche dieser Vermutungen zutrifft, konnte bisher nicht abschließend geklärt werden. Es konnte lediglich festgestellt werden, dass wenig bekannte chinesische Händler die Chips an chinesische Institutionen geliefert haben. Reuters nennt die Zahl von elf entsprechenden Händlern.

Verkauft wurden die Halbleiter dem Bericht zufolge an die Chinesische Akademie der Wissenschaften, das Institut für künstliche Intelligenz in Shandong, die Erdbebenbehörde in Hubei, die Universitäten in Shandong und im Südwesten Chinas sowie Zentren für Luftfahrt- und Weltraumforschung.

Reaktion von Nvidia und der Serverhersteller

Nvidia wies in einer Stellungnahme darauf hin, dass dies nicht überbewertet werden sollte. Die in den Ausschreibungen genannten Produkte seien vor den Exportbeschränkungen exportiert worden. Zudem seien die Produkte weitverbreitet.

Das Unternehmen betonte, dass diese Transaktionen nur einen vernachlässigbaren Bruchteil der weltweit verkauften Produkte ausmachten und es keine Hinweise auf Verstöße gegen Exportkontrollvorschriften durch seine Partner gebe.

In die gleiche Kerbe schlugen die Serverhersteller. Sie betonten, dass sie sich an die geltenden Gesetze hielten und gegebenenfalls weitere Untersuchungen durchführen würden. Super Micro wies insbesondere darauf hin, dass es sich bei den betroffenen Servern um ältere oder allgemeine Modelle handele, die nicht für hochskalierbare KI-Operationen geeignet seien.