c't 3/2022
S. 88
Test & Beratung
Notebookreparatur
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Mobile Lebensverlängerung

Wie lange Notebookhersteller Ersatzteile vorhalten und wann sich eine Reparatur lohnt

Wenn der Akku nur noch 30 Minuten durchhält oder ein Kratzer im Bildschirm stört, stellt sich für Notebooknutzer die Frage, ob ein Neukauf ansteht oder was sich reparieren lässt. c’t hat bei den Herstellern nachgefragt, wie lange Reparaturen mit Originalteilen überhaupt möglich sind.

Von Florian Müssig

Viele Notebooks bleiben deutlich länger einsatzfähig als die von den Herstellern vorgesehenen Garantiezeiträume. Kunden nutzen ihre Geräte oft mit kleineren Defekten wie Kratzern im Bildschirm oder gesprungenen Tastenkappen weiter, obwohl sie sich darüber ärgern oder Einschränkungen hinnehmen. Akkus müssen sogar als Verschleißteil betrachtet werden: Durch Alterung nimmt ihre Leistungsfähigkeit immer weiter ab, bis von vielen Stunden Laufzeit womöglich nicht mal mehr eine übrig bleibt.

All das lässt sich zwar mit dem Kauf eines neuen Notebooks beheben, doch der ist derzeit angesichts von schlechter Verfügbarkeit und hohen Preisen (Chipmangel, Logistikauslastung, hohe Nachfrage) weniger attraktiv als vor der Corona-Pandemie. Ein Neukauf ist zudem oft weder nachhaltig noch zwingend: Selbst ein mehrere Jahre altes Notebook wird im Officebetrieb oder beim Videogucken nicht ausgelastet, sodass flottere Prozessoren für den Nutzer wenig ändern.

Anders als Smartphones und Tablets, die mangels Updates obsolet werden, gibt es für Notebooks meistens noch Updates. Selbst wenn die betagte Hardware zu alt für einen Sprung auf das nagelneue Windows 11 ist, so wird Microsoft doch für Windows 10 noch bis ins Jahr 2025 hinein Patches gegen Sicherheitslücken bereitstellen. Notfalls steigt man auf Linux um.

Doch die Reparatur eines Notebooks ist nur dann möglich und wirtschaftlich sinnvoll, wenn es passende Ersatzteile gibt, die nicht zu teuer sind. Die Abschreibungsfrist für ein Notebook beträgt drei Jahre, danach liegt der Restwert nahe null. Wir haben bei Notebookherstellern angefragt, wie lange sie Ersatzteile vorhalten. Die Antworten waren teils überraschend und Einzelfälle können sich von pauschalen Aussagen unterscheiden. Eine von mehreren Unternehmen hinter vorgehaltener Hand getätigte Aussage lässt sich aber als grobe Faustformel für den gesamten Markt verstehen: Es gibt so lange Ersatzteile, bis der Hersteller den letzten möglichen Garantiefall abschließen kann.

Wirtschaftlichkeiten

Dahinter stecken ganz klar wirtschaftliche Überlegungen der Firmen: Kann ein Notebook im Garantiefall nicht repariert werden, weil es keine Ersatzteile mehr gibt, wird es für sie teuer.

Zu den wirtschaftlichen Überlegungen gehört aber auch, dass bereits vorhandene Ersatzteile nicht am Stichtag X vollständig entsorgt werden, sondern auch danach im Sortiment bleiben. Lagerbestände werden aber nicht mehr aufgefüllt, sodass sich ein Kunde im Einzelfall nicht mehr darauf verlassen kann, dass es noch ein Ersatzteil gibt.

Garantiezeiträume können sich stark unterscheiden. Bei günstigen Notebooks gibt es mitunter nur ein Jahr – nicht zu verwechseln mit der gesetzlich vorgeschriebenen zweijährigen Gewährleistung, die man aber gegenüber dem Händler und nicht dem Hersteller geltend machen muss. Bei Premiumgeräten sind wiederum drei Jahre keine Seltenheit, während teure Business-Notebooks, die als unerlässliche Arbeitsgeräte von Unternehmen an ihre Mitarbeiter verteilt werden, gegen Aufpreis mit bis zu fünf Jahren Garantie ausgestattet werden können. Wer privat ein solches Notebook kauft, hat selbst ohne abgeschlossene Garantieverlängerung also gute Chancen, dass er es im Fall des Falls nach vier Jahren noch repariert bekommt – zwar kostenpflichtig, aber immerhin.

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