iX 7/2022
S. 114
Wissen
IT-Beschaffung

Langlebig ab Werk

Die Politik, allen voran die EU, setzt Hersteller von Hardware und den Handel beim Thema Nachhaltigkeit zunehmend unter Druck. Von neuen Informationspflichten könnte auch die IT-Beschaffung profitieren.

Von Erik Poppe und Eduard Wagner

Das Recht auf Reparatur, Diskussionen zu fehlenden Ersatzteilen und Software-Updates oder der Vorwurf der geplanten Obsoleszenz – in Politik und Forschung ist das Problem der kurzen Produktlebensdauer mittlerweile ein Dauergast. Nun zeigt der aktuelle Vorschlag der EU-Kommission für eine neue Ökodesign-Verordnung, dass die Politik bereit ist, deutlich größere Geschütze aufzufahren, um dem Wegwerftrend ein Ende zu bereiten (siehe ix.de/znpn). In Zukunft werden verbindliche Regeln für die Lebensdauer alle im Elektronikbereich treffen: Produktion, Handel, Beschaffung, Nutzerinnen und Nutzer und die Entsorgung.

Galten Verschleiß und Obsoleszenz früher als Nischenthemen für Techniker oder als Aufreger in den Medien, zeige sich inzwischen eine viel ernsthaftere Beschäftigung mit der Problematik und der Suche nach Lösungen, stellt auch Professorin Melanie Jaeger-Erben fest. Gemeinsam mit ihrer Forschungsgruppe an der TU Berlin und am Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration (IZM) befasst sie sich seit mehr als fünf Jahren aus verschiedenen Perspektiven mit dem Thema. Es sei erschreckend, dass Smartphones heute im Durchschnitt nur etwa 2,5 Jahre genutzt werden. Das entspräche einer kürzeren durchschnittlichen Lebensdauer als bei T-Shirts, selbst bestimmte Lebensmittel hielten heute länger als komplexe Elektronikprodukte, unterstreicht Jaeger-Erben das Problem. Als Projektleiterin hat sie mit der Kampagne LangLebeTechnik eine Plattform geschaffen, die über die Ursachen von kurzlebiger Technik und Möglichkeiten für mehr Langlebigkeit aufklärt (siehe ix.de/znpn).

Kommentieren